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Anforderungen an die Bewertung

In diesem Kontext wurden sieben Anforderungen definiert, die im Folgenden kurz erläutert werden:

Multiperspektivität

Gemäß des sozio-technischen Verständnisses ist eine ganzheitliche Betrachtung des Systems bestehend aus Mensch, Technik und Organisation sowie der zugehörigen Schnittstellen erforderlich (siehe Kapitel 3.1 - Modul 0). Nur so können die Gestaltungsräume, die durch Industrie 4.0 entstehen entsprechend betrachtet und genutzt werden.

            Sozio-technische Betrachtung von Arbeitssystemen

Interdisziplinarität

Für eine umfassende Bewertung der Digitalisierung ist die Einbeziehung verschiedener Organisationseinheiten, Fachrichtungen bzw. Hierarchien eines Unternehmens von Bedeutung. Hierdurch wird eine möglichst sachliche und neutrale Bewertung angestrebt, die unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt. Hierzu kann z. B. die Berücksichtigung strategischer, produktionstechnischer, arbeitnehmerorientierter und betriebswirtschaftlicher Perspektiven zählen.

⇒ Anwendung in Form eines Workshops, interdisziplinäres Team

Objektivität

Aufgrund der Themenkomplexität der Digitalisierung sind Diskussionen und Abstimmungen unter Beteiligung verschiedener Interessengruppen zu koordinieren sowie inhaltlich umfassend und nachvollziehbar durchzuführen. Die Vorgabe von Kriterien inklusive der jeweiligen Ausprägungsstufen ermöglicht eine gewisse Transparenz sowie fachliche Tiefe der Diskussion, auch für Beschäftigte mit ersten Berührungspunkten mit der Digitalisierung.

⇒ Bewertungsstufen detailliert vorgegeben und Abstufungen spezifisch erläutert

Granularität

Da die Digitalisierung je nach Technologie bzw. Projekt unterschiedliche Ebenen des Unternehmens betreffen kann, muss der Detaillierungsgrad der Betrachtung variierbar sein. Dadurch kann sowohl die Bewertung eines einzelnen Arbeitsplatzes bis zum gesamten Produktionsbereich ermöglicht werden und eine hierarchieübergreifende Unternehmenslandkarte definiert werden.

⇒ Hierarchieübergreifende Unternehmenslandkarte mit diversen Detaillierungsstufen

Umsetzungsorientierung

Neben der Analyse des derzeitigen Zustands soll die Definition eines Soll-Zustands ermöglicht werden, um die gezielte Gestaltung der Digitalisierung zu ermöglichen. Basierend darauf wird die Maßnahmenableitung unterstützt, um Umsetzungsprozesse anstoßen zu können.

⇒ Definition eines Soll-Zustands und Unterstützung der Maßnahmenableitung

Universalität

Das Instrument soll nicht auf einzelne Unternehmen beschränkt, sondern branchenübergreifend für industrielle Unternehmen einsetzbar sein, um einen breiten Nutzerkreis anzusprechen. Da die Digitalisierung sehr vielfältig ausgeprägt sein kann und diverse Technologien adressiert werden, soll das Instrument eine umfassende Betrachtung der Digitalisierung unabhängig von einzelnen Technologien ermöglichen.

⇒ Branchenübergreifende Anwendung, technologieübergreifend

Validität

Die Einbindung von Unternehmen in die Entwicklung und Validierung ist unerlässlich, um ein geeignetes Instrument zu erhalten, das für den praktischen Einsatz geeignet ist. Dies ist die Grundlage für die Validität der Ergebnisse und den Übertrag auf andere Unternehmen.

⇒ In Zusammenarbeit mit Unternehmen entwickelt und in der breiten Praxis validiert

Im Rahmen bestehender Modelle wurden Teilaspekte der Digitalisierung bereits detailliert adressiert. So definiert der Leitfaden Industrie 4.0 vom VDMA bspw. eine Reihe von Kriterien zur Bewertung der Digitalisierung im Unternehmen aus einer technischen Perspektive mit Fokus auf das Produkt und die Produktion. Andere Modelle wiederum betrachten Aspekte der Kultur (Industrie 4.0 Maturity Index von acatech) oder der IT-Sicherheit (Industrie 4.0-Readiness von der IMPULS-Studie). Die Erkenntnisse aus der durchgeführten Analyse der bestehenden Modelle fließen in die Definition der Kriterien für den Kompass Digitalisierung mit ein. Je nach Eignung wurden Kriterien inklusive ihrer Ausprägungen übernommen oder auch abgewandelt. Ebenso wurden neue Kriterien und Ausprägungsstufen ergänzt, um eine umfassende Bewertung der Digitalisierung basierend auf einem sozio-technischen Systemverständnis zu ermöglichen. Die detaillierte Übersicht der ausgewählten Kriterien sind im zugehörigen IT-Tool des Kompasses Digitalisierung dargestellt.

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