Zukünftige Herausforderungen und Weiterentwicklungspotenziale

Die Einführungsprojekte der Industrie 4.0-Lösungen wurden im Rahmen des STEPS-Projekts von der Konzeption bis zur Umsetzung begleitet. Für die Pilotbereich gilt es im nächsten Schritt, den Einsatz der Lösungen zu verstetigen. In diesem Kontext spielen geeignete Methoden der zukünftigen Erfolgskontrolle eine wichtige Rolle, um den Nutzen kontinuierlich darstellen und kontrollieren zu können. Sind die ersten Pilotanwendungen etabliert, so ist auf Organisationsebene ein Transfer auf weitere Unternehmensbereiche zu überprüfen. Dies betrifft sowohl die eingeführten Lösungen, bspw. hinsichtlich der technologischen Eignung in weiteren Produktionsbereichen, jedoch auch die systematische Vorgehensweise an sich, die mit einer neuen Iterationsschleife und neuen Ziel-Zuständen neue Verbesserungsprojekte initiieren kann. Auf der Organisationsebene ist es ebenfalls eine zukünftige Herausforderung, eine Industrie 4.0-Strategie zu formulieren und zu etablieren sowie zu überprüfen, ob neue, ggfs. schnelllebige, technologische Anforderungen ebenfalls Anpassungen in der Organisationsform, bspw. hinsichtlich Agilität in der Entwicklung, Prozessplanung und -verbesserung erfordern. Die Unternehmenstypologie sowie der Kompass Digitalisierung bieten hierzu gute Grundlagen für einen unternehmensspezifisch zu initiierenden Prozess.

In der aktuellen Debatte um Industrie 4.0, Digitalisierung oder Arbeit 4.0 wird vielfach die Meinung vertreten, dass sich mit der zunehmenden Einführung digitaler Technologien und einer umfassenden Vernetzung ein disruptiver Wandel von Arbeit vollziehen wird (Hirsch-Kreinsen 2017a). Offen ist bisher jedoch, ob man hier von einer derart umfassenden Veränderung von Arbeit sprechen kann, oder nicht (Hirsch-Kreinsen 2017a). In der Debatte um Industrie-4.0 wird jedoch deutlich, dass sich Arbeit im Zuge einer solchen (umfassenden) Digitalisierung zukünftig verändern wird. Die bisherige deutsche Debatte zu diesem Thema (Hirsch-Kreinsen 2017a) zeichnet im Gegensatz zu den Annahmen von Frey und Osborne (2013) ein eher positives Bild und betont bspw. „Möglichkeiten für eine humanorientierte Gestaltung der Arbeitsorganisation“ (Plattform Industrie 4.0 und acatech 2014). Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ein zweiseitiges Bild von Industrie 4.0 ab. Einerseits hat Industrie 4.0 einen visionären Charakter (Ullrich et al. 2015) und eröffnet damit neue Möglichkeiten industrieller Produktion. Anderseits werden mit Industrie-4.0 weitreichende Jobverluste verbunden (Frey und Osborne 2013, Pratt 2015), deren Ausmaß bisher noch völlig offen ist (Hirsch-Kreinsen 2015).

Wichtiges Moment in der Debatte um sich verändernde Arbeitsbedingungen und die Nutzung digitaler Technologien ist jedoch vor allem die Akzeptanz der Betroffenen hinsichtlich derartiger digitaler Lösungen. Wenngleich angenommen wird, dass „bestehende Hürden wie etwa die Technologieakzeptanz genommen werden können“ (acatech 2013), kann damit noch keine Aussage über die Akzeptanz von Industrie 4.0-Lösungen getroffen werden. Zu fragen ist vielmehr danach, wie eine solche Akzeptanz hergestellt werden kann. So ist zu vermuten, dass sich eine solche Akzeptanz nicht automatisch einstellt, sondern es „kristallisiert sich auch bei Industrie 4.0 die Akzeptanz gegenüber den Neuerungen als zentrale Herausforderung heraus“ (Kagermann 2014). Für die erfolgreiche Umsetzung einer Digitalisierungslösung ist daher eine breite Akzeptanz einer solchen Lösung im Unternehmen unerlässlich. Dabei sind vor allem die „Bedürfnisse der Anwender bei der Technikgestaltung“ (BMAS 2017) und eine fortlaufende Diskussion und Beteiligung in den Unternehmen (ebd.) in den Blick zu nehmen. Nur so können eine erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0-Lösungen und deren breite Akzeptanz in den Unternehmen erreicht werden.

Wie erste empirische Untersuchungen dazu zeigen (Abel et al. 2019) ist diese Frage von erheblicher Bedeutung mit Blick auf eine erfolgreiche Einführung und Etablierung von Industrie 4.0-Technologien. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass Akzeptanz keine einmalig hergestellte Situation ist, die dann unveränderlich ist (ebd.). Akzeptanz muss vielmehr aktiv hergestellt und fortlaufend geschaffen werden. Sie kann daher als instabiles Konstrukt verstanden werden, welches ständig gepflegt werden muss (Schäfer und Keppler 2013) da es einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt (Abel et al. 2019). Gleichwohl kann Akzeptanz über unterschiedliche Stellhebel beeinflusst und so hergestellt werden. Hierbei ist vor allem eine offene Kommunikation, eine laufende Optimierung durch Partizipation und Qualifizierung der Beschäftigten zu nennen (ebd.)[1]. Wenngleich die Frage nach der Akzeptanz von Beschäftigten im Kontext von Industrie 4.0 noch nicht abschließend geklärt ist, deuten die bisher vorliegenden Befunde jedoch darauf hin, dass mit der breiten Nutzung von Industrie 4.0-Technologien in den Unternehmen eine umfassende Veränderung angestoßen wird, die erheblichen Einfluss auf die zukünftige Gestaltung von Arbeit haben wird. Hierbei ist es im Veränderungsprozess von erheblicher Bedeutung, wie diese neuen Technologien akzeptiert und schlussendlich auch genutzt werden.


Der Bedeutung von Akzeptanz im Kontext von Industrie 4.0 und der Einführung von CCPS-Lösungen wird in einem gesonderten Forschungsprojekt nachgegangen. Wenngleich erste Ergebnisse vorliegen ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. Einen ersten Überblick liefert die Broschüre „Akzeptanz von Industrie 4.0“, die als Zwischenergebnis erschienen ist.

 

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